Die Sommerausgabe des Wirtschaftsbarometers vom WIFO − Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine Verschlechterung des Geschäftsklimas im Südtiroler Baugewerbe. Der starke Anstieg der Energie- und Baustoffpreise sowie die Ungewissheit über die künftige Nachfrageentwicklung dämpfen die Erwartungen der Unternehmen bezüglich der Ertragslage und der Umsatzentwicklung im laufenden Jahr. Auch die Investitionsabsichten sind stark rückläufig.

Die Bautätigkeit ist weiterhin hoch und die Kapazitätsauslastung der Betriebe im Tief- und Hochbau liegt bei über 90 Prozent. Dennoch hat sich das Geschäftsklima unter den Unternehmen des Baugewerbes im Vergleich zur vorherigen Erhebung im Frühjahr verschlechtert. Die befragten Unternehmer/innen rechnen mit einem geringeren Umsatzwachstum als im vergangenen Jahr und fast ein Viertel von ihnen befürchtet, dass die Ertragslage heuer nicht zufriedenstellend sein wird.



Noch kritischer sind die Bewertungen der Unternehmen zu den Rahmenbedingungen. Die Betriebskosten werden von den Teuerungen bei Baumaterialien und Energie stark beeinflusst, was in vielen Fällen zu weiteren Preiserhöhungen für die Kundschaft führen wird. Gleichzeitig bremst die Ungewissheit über die künftige Nachfrageentwicklung die Investitionstätigkeit.

Die allgemeine Unsicherheit in der Branche spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider. Erstmals seit 2015 ist die Beschäftigungsentwicklung im Baugewerbe wieder leicht rückläufig. Im ersten Halbjahr 2022 lag die Zahl der unselbständig Beschäftigten bei knapp 17.800, das sind 1,9 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Betrachtet man die einzelnen Branchen des Baugewerbes, so zeigt sich, dass die größte Verschlechterung des Geschäftsklimas den Hochbau betrifft. 28 Prozent der Unternehmen dieser Sparte rechnen mit einer unbefriedigenden Ertragslage im Jahr 2022. Auch im Baunebengewerbe beklagen die befragten Unternehmer/innen eine generelle Zuspitzung der Rahmenbedingungen, insbesondere bei den Materialkosten und der Zahlungsmoral der Kund/innen. Besser sind die Rentabilitätsaussichten im Tiefbau, wo trotz des Rückgangs des Geschäftsvolumens 86 Prozent der Unternehmen zuversichtlich sind, auch heuer eine zufriedenstellende Ertragslage zu erreichen.

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, unterstreicht die Rolle der öffentlichen Investitionen für die Entwicklung des Bausektors in den kommenden Jahren: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die verfügbaren Ressourcen effizient genutzt werden. Für die Umsetzung der Projekte muss sichergestellt werden, dass die Südtiroler Unternehmen faire Zugangschancen haben. Nur so können die Vorteile dieser Investitionen für die lokale Wirtschaft optimal ausgeschöpft werden.“