Der Südtiroler Wein ist ein Qualitätsprodukt. Doch wie hat sich die lokale Weinwirtschaft in den letzten 13 Jahre entwickelt? Um diese Frage zu beantworten, hat das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen 96 Südtiroler Weinproduzenten befragt und Daten zur lokalen und internationalen Weinproduktion ausgewertet.

Südtirols Weinanbaufläche beträgt 5.455 Hektar und hat sich seit 2005 insgesamt kaum verändert, sehr wohl aber in Bezug auf die Verteilung der Rebsorten: Der Anteil der Weißweinfläche ist von 46,2 Prozent auf 62,3 Prozent deutlich gestiegen, wobei die Sorten Sauvignon, Gewürztraminer und Ruländer die größten Flächenzunahmen verzeichnen. Bei den Rotweinsorten hingegen fällt auf, dass sich die Fläche der Vernatschrebe fast halbiert hat.

Der Südtiroler Wein steht für Qualität. Diese konnte in den letzten Jahren weiter verbessert werden: 2018 wurden 93,2 Prozent der DOC-zertifizierten Weinmenge in 7/10-Flaschen abgefüllt. Die Bezeichnung „DOC“ (Denominazione di Origine Controllata) kennzeichnet Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung, die strengsten Auflagen bezüglich Anbau, Produktion und Vermarktung unterliegen.

Das Verkaufsvolumen des Südtiroler Weines hat sich seit 2005 vermutlich kaum geändert, allerdings hat sich der Absatz von 7/10-Flaschen markant erhöht. Insgesamt wurden 2018 48,9 Prozent mehr 7/10-Flaschen Rotwein verkauft, bei den Weißwein-Flaschen betrug der Zuwachs sogar 95,1 Prozent. Die wichtigsten Absatzmärkte sind dabei nach wie vor Südtirol und das restliche italienische Staatsgebiet, Deutschland und die USA. Allerdings stellt Südtirol selbst nicht mehr den wichtigsten Absatzmarkt dar, sondern wurde vom restlichen Staatsgebiet abgelöst. Dort konnten die Absatzzahlen mehr als verdoppelt werden. Außerdem konnten viele neue Länder wie die Benelux-Staaten, Russland, Kanada oder Japan erfolgreich erschlossen werden.

Knapp die Hälfte der 7/10-Flaschen wurde an Hotels, Restaurants und Cafés verkauft. Auch der Fachhandel in Önotheken bildet einen wichtigen Verkaufskanal. Für Großproduzenten spielt zudem der Lebensmitteleinzelhandel eine Rolle, Kleinproduzenten hingegen setzen häufig auf den hauseigenen Weinshop.

Laut Einschätzung der Südtiroler Produzenten ist eine nachhaltige Weinproduktion die größte Herausforderung für die Zukunft. Einig sind sich die Produzenten aller Größenklassen auch über die zunehmende Bedeutung von Lagenweinen. „Lagen“ geben die Herkunft eines Weines an und können für besondere Qualität stehen. Trends wie biologische Produktion, Onlinehandel und Schraubverschlüsse werden je nach Größenklasse als mehr oder weniger relevant eingestuft.

Insgesamt sind die Südtiroler Produzenten sehr zufrieden mit der zuverlässigen und professionellen Tätigkeit des Weinkonsortiums bzw. der IDM. Der Großteil der Betriebe wünscht sich eine stärkere Bewerbung der bestehenden Märkte und ein aktives Ansprechen der Zielgruppen.

Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, unterstreicht: „Südtirols Weinwirtschaft hat bis jetzt immer gut gearbeitet und stets auf Qualität gesetzt. Dies ist eine gute Basis, um nach der Coronakrise schnell wieder das vorherige Absatzniveau zu erreichen.“

Maximilian Niedermayr, Präsident des Konsortiums Südtirol Wein, ergänzt: „Die WIFO-Studie gewährt uns einen wichtigen Einblick in die Südtiroler Weinwirtschaft – in das, was sie vor Corona war. Durch die Krise hat die Studie eine ganz neue Bedeutung gewonnen, weil sie uns wichtige Anhaltspunkte liefert. Sie zeigt uns, wo wir den Hebel jetzt und vor allem nach der Krise ansetzen müssen, um den Motor wieder in Schwung zu bringen und die Südtiroler Weinwirtschaft wieder dorthin zu führen, wo sie bis vor kurzem war.“

WIFO-Bericht „Qualitätsprodukt Südtiroler Wein: Produktion, Märkte und Werbestrategien

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Foto Weintrauben (c) IDM/Florian Andergassen