Die strategische Planung innerhalb der öffentlichen Verwaltung ist ein zentrales Instrument für die nachhaltige Weiterentwicklung des Landes. Auf Anregung der Südtiroler Landesverwaltung hat das WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien 24 strategische Planungsdokumente im Rahmen der UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) untersucht. Ziel der Analyse war es, ein tieferes Verständnis für die in den Planungsdokumenten formulierten Ziele, vorgesehenen Maßnahmen und ihre Wirkungszusammenhänge zu erlangen.
Die untersuchten Planungsdokumente decken zentrale Themenbereiche wie Klima, Mobilität oder Tourismus ab. Sie umfassen insgesamt rund 3.000 Seiten, 483 formulierte Ziele und 1.575 Maßnahmen.
Die Ziele in den Planungsdokumenten verteilen sich inhaltlich relativ ausgewogen auf die drei klassischen Dimensionen der Nachhaltigkeit: Etwa 37 Prozent betreffen ökologische Themen wie Klimaschutz, Ressourcenschonung oder Biodiversität. Weitere 31 Prozent beziehen sich auf wirtschaftliche Aspekte wie Wachstum, Produktivität, Innovation und Effizienz. Rund 29 Prozent der Ziele adressieren soziale Themen wie Bildung, Gesundheit oder Gleichstellung. Etwa die Hälfte der Ziele erfüllt die drei wesentlichen SMART-Kriterien (Spezifität, Messbarkeit und zeitliche Bestimmtheit) und ist somit klar formuliert, überprüfbar und zeitlich eingeordnet. Ein weiteres Viertel erfüllt immerhin zwei der drei Kriterien.
Neben den Zielen sind die Maßnahmen das zweite zentrale Element der Planungsdokumente, wobei ihre Anzahl stark zwischen den Dokumenten variiert. Den größten Teil der Maßnahmen machen Organisations- und Verwaltungsmaßnahmen (22,9 Prozent) aus, gefolgt von Sensibilisierungs-, Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen (22,0 Prozent) sowie infrastrukturellen Maßnahmen (18,3 Prozent). Die finanziellen Unterschiede zwischen den Maßnahmen sind erheblich: Rund zwei Drittel erfordern einen Mitteleinsatz von weniger als 5 Millionen Euro, während nur 2 Prozent ein Budget von mehr als 50 Millionen Euro beanspruchen. Von den Maßnahmen konnte etwa die Hälfte eindeutig einem Ziel zugeordnet werden, während die andere Hälfte ohne Zielbezug in den Dokumenten aufscheint.
Um die Wechselwirkungen zwischen den formulierten Zielsetzungen und den UN-Nachhaltigkeitszielen besser zu verstehen, wurde ergänzend eine Expertenbefragung durchgeführt. Befragt wurden Fachleute aus Verwaltung, Wissenschaft und Forschung aus Südtirol, Nordtirol und dem Trentino. Die Ergebnisse zeigen ein insgesamt positives Bild: Etwa die Hälfte aller Zielpaare weist Synergien auf. Zielkonflikte treten nur in einzelnen Fällen auf, beispielsweise zwischen wirtschaftlichem Wachstum und Umweltschutz. Insgesamt wird deutlich, dass soziale Zielsetzungen häufig fördernd auf andere Bereiche wirken, während viele ökologische und ökonomische Ziele eine starke Abhängigkeit von anderen Zielen zeigen.
Zur Veranschaulichung dieser Wechselwirkungen wurden drei konkrete Maßnahmen näher untersucht: der Ausbau des Ultrabreitbandnetzes, der Bau neuer Wasserspeicherbecken sowie das Rauchverbot in der Stadt Bozen. Diese Beispiele verdeutlichen unterschiedliche Reichweiten und Wirkungsmuster: Während der Ausbau des Ultrabreitbandnetzes breite Synergien über mehrere Politikfelder hinweg schafft, erzeugt der Bau neuer Wasserspeicherbecken neben Synergieeffekten auch Zielkonflikte. Das Rauchverbot hingegen weist nur geringe Auswirkungen auf.
Um die Planungsqualität weiterzuentwickeln, ist es sinnvoll, künftig stärker einheitliche Dokumentstrukturen zu verfolgen und bei der Erstellung der Dokumente auf klare Ziel-Maßnahmen-Logiken und die konsequente Anwendung der SMART-Kriterien zu achten.
„Um die Wettbewerbsfähigkeit Südtirols zu sichern und gleichzeitig auch den sozialen Zusammenhalt und den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu erreichen, ist es notwendig klar formulierte Ziele und dafür geeignete Maßnahmen auszuarbeiten. Das ist entscheidend für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes“, erklärt Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher betont: „Die Analyse zeigt, dass sich die globalen Nachhaltigkeitsziele inhaltlich stark ergänzen – das ist ein ermutigendes Signal. Wenn wir es schaffen, diese Synergien auch in unseren konkreten Maßnahmen umzusetzen, kann nachhaltige Entwicklung zugleich ökologisch tragfähig, sozial gerecht und wirtschaftlich erfolgreich sein. Entscheidend ist, dass wir unsere Strategien konsequent an den planetaren Grenzen ausrichten – sie bilden die Grundlage unserer Handlungsfähigkeit als Gesellschaft und Wirtschaftsstandort.“
Die vollständigen Ergebnisse der Analyse werden zu einem späteren Zeitpunkt auf der
WIFO-Webseite veröffentlicht und als gedruckte Publikation in der Handelskammer Bozen aufliegen.