Die Frühjahrsausgabe des Wirtschaftsbarometers des WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen zeigt eine leichte Verbesserung des Geschäftsklimas bei den Südtiroler Sennereien und Obstgenossenschaften im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Oktober. Die Rahmenbedingungen werden aber auch in den kommenden Monaten schwierig bleiben. Dank der guten Ernte im vergangenen Herbst herrscht bei den Kellereien weiterhin Optimismus.



Die meisten Südtiroler Obstgenossenschaften erzielten im vergangenen Jahr eine zufriedenstellende Ertragslage. Die Prognosen für 2023 bleiben zwar verhalten, haben sich aber im Vergleich zur vorherigen Konjunkturumfrage im Herbst gebessert. Nach einer schwierigen ersten Hälfte der Vermarktungssaison scheint es, dass der Absatz nun anzieht. Die letzte Ernte ergab 862.000 Tonnen Äpfel und lag somit um 7,7 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres, aber die Vermarktung profitiert von der geringeren Produktion in einigen Ländern der südlichen Hemisphäre, wie Neuseeland und Südafrika. Dies begünstigt den Export in außereuropäische Märkte. Anfang März lagerten auf regionaler Ebene knapp 14 Prozent weniger Äpfel als im gleichen Monat des Jahres 2022, wodurch die heimische Obstbranche vorsichtig optimistisch auf die bevorstehenden Wochen blickt. Der Rückgang der Verkaufspreise und des Umsatzes dürfte geringer ausfallen als ursprünglich erwartet, allerdings wird die Kostensteigerung weiterhin die Ertragslage belasten.

Die deutliche Zunahme der Milchpreise, die im Dezember auf dem italienischen Markt 60 Cent pro Liter erreichten und der Rückgang der Energiepreise in den letzten Monaten lassen das Geschäftsklima bei den Molkereien und Sennereien wieder ansteigen. Fast alle bewerten die im Jahr 2022 erzielte Ertragslage positiv und auch die Erwartungen für 2023 sind deutlich besser als noch im vergangenen Herbst: Mehr als 80 Prozent der Milchgenossenschaften rechnen heuer mit einem zufriedenstellenden Betriebsergebnis. In den kommenden Monaten erwarten die Molkereien und Sennereien weiterhin steigende Marktpreise, was sich positiv auf den Umsatz und damit auch auf die Auszahlungspreise an die Landwirte auswirken wird. Trotz der Verschlechterung der Rahmenbedingungen, insbesondere was die Kreditkosten betrifft, werden die Investitionen weiter zunehmen, vor allem in Gebäude.

Der Südtiroler Weinsektor zeigt sich weiterhin zuversichtlich. Die Ertragslage im Jahr 2022 wird von allen befragten Kellereien als zumindest befriedigend bewertet, in fast zwei Drittel der Fälle sogar als gut. Die Ernte im vergangenen Herbst erbrachte 507.000 Dezitonnen Trauben, woraus über 357.000 Hektoliter Wein produziert wurden. Dies sind 12,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Auch wenn die Umsatzprognosen für das Jahr 2023 verhalten sind, insbesondere was den italienischen Markt betrifft, werden die Ertragslage und die Auszahlungspreise an die Winzer/innen weiterhin zufriedenstellend sein. Auch bei den Investitionen wird wieder mit einem Anstieg gerechnet, trotz der Verschlechterung der Bedingungen für den Kreditzugang.



Michl Ebner, Präsident der Handelskammer Bozen, begrüßt das verbesserte Geschäftsklima unter den Molkereien und Sennereien, betont aber: „Der Südtiroler Milchsektor ist sowohl von der Corona-Krise als auch von den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine besonders hart getroffen worden. Auch wenn der Milchpreis im letzten Jahr gestiegen ist, ist es unerlässlich, diesen wichtigen Sektor und seine Qualitätsprodukte weiterhin zu unterstützen.“